Das Wawerner „Bruch“

Das Wawerner Bruch ist ein geologisch und biologisch gesehen sehr interessantes Naturschutzgebiet von über 50 ha Größe. Es liegt in einer nacheiszeitlich verlandeten Schlinge, nachdem sich die Saar zwischen Ockfen und Ayl-Biebelhausen einen neuen Weg bahnte. Die in den tieferen Teilen liegenden organischen Böden, welche verschiedene Stadien der Vertorfung aufweisen, sind in dieser zusammenhängenden Größe im Raum Trier eine Seltenheit. Der saure Humus führt zur typischen Gelbroten, fast rostartigen Färbung des Oberflächenwassers. Das innere Sumpfgebiet umrandet ein Streifen aus Resten eiszeitlicher Fließboden-Ablagerungen (Solifluktionsdecken). Ton aus dem Bruch eignet sich sehr gut zum Modellieren. Ein Flurname im Schutzgebiet hieß früher auch Lehmkaul. Landschaftsprägend sind die mehrstufigen Vegetationsschichten (Kraut, Gras, Schilf, Gehölzgruppen) mit zahlreichen kleinen Wasserflächen. Das Wawerner Bruch ist ein idealer Brut- und Lebensraum für Vögel, Amphibien, Insekten und Niederwild:
Durch das Gebiet führen zwei Fußwege. Der nördliche kommt unmittelbar an dem ehemaligen „Wallenborn“ vorbei, der heute kaum noch zu erkennen ist. Wie der Name es schon verrät, hat diese Wasserstelle (Born) früher gewallt. Der Wallenborn war nämlich über Jahrhunderte hinweg eine artesische Quelle, die das Wasser ausstieß. Erst nach dem Bau des Kreiswasserwerkes versiegte sie endgültig und das in Abständen auftretende, typische Blubber-Geräusch der aktiven Quelle war in Wawern nicht mehr zu hören.

Ständig wechselnder Saarverlauf

Ständig wechselnder Saarverlauf

  • a.Der Flussverlauf der Saar vor dem Zeitpunkt des Durchbruchs bei Biebelhausen. Einem solchen mäandrierenden Verlauf bilden sich Prall- und Gleithänge. Im Bereich der Prallhänge ist die Fließgeschwindigkeit und damit auch die Ablagerungsmenge am größten, im Bereich der Gleithänge ist die Fließgeschwindigkeit dagegen am geringsten. Deshalb herrscht dort die Ablagerung von Flusssedimenten vor.
  • b. Flussverlauf nach dem Durchbruch bei Biebelhausen. Beim Bau des Saarkanals wurde dabei ein Teil des alten Fußbettes benutzt. Mit dem Durchbruch bei der Kanalbrücke durch massives Schiefergebirge) schafften moderne Hilfsmittel das, was die Saar in Jahrtausenden ständig vergeblich versucht hat.

dunkelblau= Verlauf der Saar vor ca. 10.000 Jahren (Niederterrassen-Zeit)
hellblau= Heutiger Verlauf der Saar.


Auf den Spuren der Saar

Hohe Gräser und Stauden prägen das das Bild des Wawerner Bruchs, das vom Weyerbach und vielen Gräben durchzogen wird. Seit 1990 stehen 44 ha des Wawerner Bruchs unter Naturschutz und inzwischen sind diese Flächen durch Ankauf auf über 50 ha vergrößert worden.
Das Wawerner Bruch verdankt sein Entstehen zum guten Teil der Saar (siehe nachfolgender Absatz). Sie umfloss die ‚Ayler Kupp‘ und den ‚Wawerner Hochwald‘ im weiten Bogen, einer sogenannten Mäanderschleife. Diese Höhen wurden dabei zum Umlaufberg. Gleichzeitig kamen sich beim heutigen Biebelhausen durch fortschreitende Flusserosion im Bereich der Prallhänge zwei Mäanderschleifen immer näher. Schließlich stießen sie zusammen und es kam zum Durchbruch der Saar an dieser Stelle.
Zurück blieb ein Flusstal ohne Fluss, ein sogenannter Totarm. Im Laufe der Nach-Eiszeit setzte dann dort der Verlandungsprozess ein. Übrig blieb das Feuchtgebiet des Wawerner Bruchs. Doch bei genauerem Hinsehen lässt sich auch heute noch erkennen, welchen Weg der Fluss einst genommen hat. Der Nordwesten der ‚Ayler Kupp‘ bildeten einst einen sanften Gleithang, dessen Ablagen noch heute zungenförmig in den Wawerner Bruch reichen. Der relativ schroffe Anstieg des Buntsandstein-Höhenrückens im Nordwesen des Wawerner Bruchs (Pflauberg mit Griesborn) war einst der Bereich eines Prallhangs, wo die Gesteinsschichten besonders stark abgetragen wurde. Trotz des Rückzugs der Saar sollte die Niederung des ehemaligen Flussbetts doch vom Wasser bestimmt bleiben. Immer noch liegt hier der Grundwasserspiegel so nahe an der Oberfläche, dass im Talgrund die moorigen Böden vorherrschen. Die Trinkwassergewinnung wird aber auf Dauer den Grundwasserspiegel sinken lassen.


Pflanzenwelt im Wawerner Bruch

Da der Boden des Wawerner Bruchs mit Nährstoffen gut versorgt ist, wuchert hier das standorttypische Grün besonders üppig. Die Sauergräser erreichen eine imposante Höhe, Röhrichte und Stauden strotzen vor Kraft.

Unter den Gräsern fällt die Sumpf-Segge schon wegen ihrer Häufigkeit ins Auge. An Größe wird dieses gewiss nicht niedrige Sauergras doch noch von der Ufer-Segge übertroffen, die allerdings im Naturschutzgebiet nur mit einem kleinen Bestand vertreten ist. Unter den heimischen Seggen ist sie die größte überhaupt und kann immerhin anderthalb Meter hoch werden.

Bei den Hochstauden herrscht das Mädesüß vor. Mit seinem herben Duft ist es heute auf Wiesen und an Bachrändern weit verbreitet, kommt ursprünglich jedoch aus den Erlen-Eschenwäldern.
Genau dieser Waldtyp aber würde sich eines freilich sehr fernen Tages hier im Wawerner Bruch einstellen, sofern man der Natur ihren Lauf lässt.
Übrigens nennt der Volksmund das Mädesüß auch nach seinem Blütenstand Federblume. Und tatsächlich gleicht die cremeweiße Trugdolde einem Federbusch.

Häufig sind die Mädesüß-Fluren von Brennnesseln durchsetzt auch dies ein untrüglicher Hinweis auf den hohen Nähstoffgehalt des Bodens. Von solchen Flächen heben sich die Ufersäume der Gräben und des Weyerbachs ab. Hier prägt der Ästige Igelkolben das Bild. Außerdem konnte sich in diesen Randbereichen auch das Schilf noch behaupten. Einen kräftigen Farbakzent setzen die tiefroten Blütenstände des Blutweiderichs.


Tierwelt im Wawerner Bruch

Für die Fauna hat das Wawerner Bruch große Bedeutung. Etliche Amphibien, Libellen und Schmetterlinge sind auf dieses Gebiet angewiesen, denn ein solches Biotop findet sich selbst in der weiteren Umgebung kaum noch. Und für seinen Insektenreichtum interessieren sich beileibe nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch die Vögel.
Zu denen, die Ihren Tisch reichlich gedeckt finden, gehören mit Schleiereule und Steinkauz zwei seltene Nachtvögel. Gleichfalls auf Nahrungssuche kommen die nahverwandten Arten Neuntöter und Raubwürger ins Bruch. Beiden gemeinsam ist die ganz eigene Art der Vorratshaltung. Sie spießen ihre nicht vertilgten Fang auf Stacheln und Dornen oder klemmen ihn zwischen Äste. Im Fall des äußerst seltenen, knapp amselgroßen Raubwürgers können die Beutetiere ohne weiteres Eidechsen oder Mäuse sein.
Als originäre Bewohner des Wawerner Bruchs dürfen Rohrammer, Sumpf- und Teichrohrsänger gelten. Ihre Nester im Wawerner Bruch bauen auch Schwarz- und Braunkehlchen, beides typische Wiesenbrüter. Vor allem das Braunkehlchen hat unter der fortschreitenden Verödung der Agrarlandschaft gelitten. Diese Verödung traf ebenfalls den Wiesenpieper, auch er ist im Bruch zu Hause. Alle drei finden hier einen Lebensraum, der diesen Namen wirklich verdient.
Als besondere Kostbarkeit des Wawerner Bruchs darf die Bekassine gelten. Auch sie ist mit den Jahren immer seltener geworden und nimmt heute leider wie das Braunkehlchen einen festen Platz auf der roten Liste bedrohter Arten ein. Vielerorts wurde dem Schnepfenvogel die Entwässerung seiner Brutgebiete zum Verhängnis. Doch im Wawerner Bruch lässt die Bekassine noch ihr eigentümliches Meckern hören. Übrigens erzeugen sie diesen charakteristischen Laut nicht mit der Stimme, sondern bei einem ganz bestimmten Flugmanöver mit Schwanz und Flügeln.

Die seltensten und äußerst schützenswerten Vogelarten im Bruch:

  • Bekassine
  • Neuntöter
  • Raubwürger
  • Braunkehlchen
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