Weinbau

Schon die Römer haben mit Vorliebe die sehr guten Witterungsbedingungen und die idealen Landschaftsformationen der unteren Saar für den Weinbau zu nutzen gewusst. Dies war mit Sicherheit auch im Wawerner Tal der Fall. Urkundlich allerdings erscheint der Weinbergsbesitz des Domkapitels hier erst 1384. Auf einer Karte finden wir die Wawerner Rebflächen erstmals im Jahre 1743.
Schon im 18. Jahrhundert begann man sich an der Mosel mit der Verbesserung der Reben und deren Anbaus zur Qualitätssteigerung zu beschäftigen, während man an der Saar diese Entwicklung verschlief. Nicht verwundern darf es daher, dass die französischen Besatzer im Jahre 1804 die Weine der Saar fast ausschließlich der minderen Qualitätsstufen 6 bis 7 zuordneten. Doch schon 50 Jahre später hatten in der amtlichen Bewertung die Weine der unteren Saar qualitätsmäßig fast aufgeschlossen.

In einer erhaltenen Aufstellung der Durchschnittspreisen in dem Zeitraum von 1893 bis 1906 geht her-vor, dass die hiesigen Lagen Scharzhofberger, Geisberger und„Wawerner Herrenberger nun schon regelmäßig zu den absolut Besten  in den Anbaugebieten Mosel, Ruwer und Saar zählten. In den Jahren 1904 und 1906 war unser Rebensaft nach dieser Aufstellung sogar der unangefochtene Spitzenwein. 1904 kostete das Fuder Wawerner Herrenberger“durchschnittlich 6531 Mark und war damit in den drei Anbaugebieten zwischen Koblenz und Saarburg der absolut teuerste Wein in den zwei Jahrzehnten um die Jahrhundertwende.

In den Jahren des Wein-Booms vergrößerten fast alle Weinbaugemeinden zur Mengensteigerung ihre Rebflächen enorm. Dabei ließ man bewusst außer acht, dass unsere Vorfahren durch gutes beobachten der Natur genau wussten, wo der qualitativ beste Wein wächst. Dies bestätigte eine ganzjährige klimatologisch Untersuchung eines Mitbürgers für seine Promotionsarbeit, die ergab, dass die alten Lagen eindeutig die Geeignetsten für den Weinbau sind. Von daher ist es wichtig festzustellen, dass Wawern zu den ganz wenigen Gemeinden gehörte, die in den Wirtschaftswunderjahren dem unseligen Trend zu Vergrößerung der Weinanbauflächen auf Kosten der Qualität nur im ganz geringen Umfang folgten.

In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg wurde es viel ruhiger in Bezug auf die Wawerner Rebenerzeugnisse. Das Weingut gehörte inzwischen zu den Weingütern Dr. Fischer, dessen Namen nicht für Wawerner, sondern für Ockfener Wein in der Welt bekannt war. Hierdurch fehlte uns das so wichtige Renomier-Weingut, dass bisher den Wein aus Wawern auch überregional repräsentierte.
Inzwischen hat sich die Situation wieder zum Positiven verändert. Roman Niewodniczanski, der neue Besitzer der Weinlagen des alten Gutes, hat die zum größten Teil brach liegenden Spitzenlagen neu kultiviert und bepflanzt, so dass der Wawerner Weinberg wieder das intakte Bild der traditionellen Kulturlandschaft repräsentiert.
Bei so viel Theorie empfiehlt es sich, nun möglichst schnell in die Praxis überzugehen und den Wawerner Wein einmal genussvoll zu kosten. Diese Möglichkeit besteht z. B. in der Weinprobierstube des Weingutes Thomas Fritzen

Hier können Sie sich einen Auszug aus dem im Jahre 1924 erschienene Buch von Hermann Ritter „Der Wawerner Herrenberg“ downloaden.
Die einzelnen Dateien sind als Zip-Datei gepackt und haben eine Größe von ca. 13 MB.

Wawerner Jesuitenberg

Die Lage Wawerner Jesuitenberg ist eine kleinräumige, südexponierte Weinlage an der Saar. Sie wird vom Weingut Dr. Frey bewirtschaftet. Der seit 1889 bestehende Familienbetrieb hat sich auf die Produktion von Biowein spezialisiert.

Beschreibung

Die Lage wird oberhalb von einer Trockenmauer begrenzt, die im vorletzten Jahrhundert vorwiegend aus Schieferbruchsteinen errichtet wurde. Stellenweise ist sie mit Kalkmörtel verputzt und aufgesetzt worden. Die
Mauer erfüllt keine tragende Funktion und ist von beiden Seiten begehbar. Die in den vergangenen Jahren freigestellte Mauer bietet ein einzigartiges Mikrohabitat für heimische Reptilien und
Insekten. Von ihr profitieren zahlreiche Eidechsen, die – beispielsweise die Mauereidechse – auf der Roten Liste stehen. In unmittelbarer Nachbarschaft finden sich wärmeliebende Eichenwälder und Ahorn-Schluchtwälder sowie Richtung Saarkanal Felsengebüsche.

Landschaftliche Besonderheit/Landschaftsbild

Der Berg bietet sehr unterschiedliche Mikroklimata. Auf der Südseite mit der Weinlage Wawerner Jesuitenberg ist es trocken und warm; Richtung Nordosten im Prallhang der Saar eher feucht und kühl. Am Hangfuß grenzt der Weinberg an Ackerflächen, die ins Feuchtgebiet Wawerner Bruch übergehen. Dank der verschiedenen Standortbedingungen sind sehr unterschiedliche Biotoptypen entstanden. So treffen die wärmeliebenden Traubeneichen auf einen Ahorn Schluchtwald. Dieser Gegensatz sorgt für eine hohe Vielfalt an Pflanzen und Tierarten. An der Trockenmauer spiegelt sich dieser Nord-Süd-Gradient wider. Auf ihrer Südseite sonnen sich die Eidechsen, auf ihrer Nordseite wachsen Moose und Farne. Der südlich gelegene, bewirtschaftete Weinberg sowie die Felsengebüsche im Osten bilden weitere Biotoptypen ab. Vom Jesuitenberg aus blickt man in Richtung Süden auf das Weyerbachtal
mit dem unter Naturschutz stehenden Wawerner Bruch. In Richtung Kanzem schließt sich das Naturschutzgebiet Wiltinger Saarbogen an. Seit die Saar in den 1980er Jahren für die Großschifffahrt ausgebaut wurde, verläuft die kanalisierte Saar in einem früheren Flussbett entlang des Kanzemer Sonnenbergs. Deshalb ist der Wiltinger Saarbogen weitgehend naturnah erhalten geblieben.

Entstehung/Geologie

Im Jesuitenberg finden sich eisenhaltige Tonschiefer und Quarzite. Diese haben sich durch Druck und Hitze aus marinen Sedimenten gebildet, die sich vor circa 380 bis 420 Millionen Jahren ablagerten. Während des Erdzeitalters Devon befand sich hier ein riesiges Flachmeer. Durch die dunkle Färbung des Gesteins und den hohen Steingehalt erwärmt sich der Boden in der Sonne sehr stark.

Flora

Wer entlang der Trockenmauer läuft, kann gut die unterschiedlichen Farne beobachten, die hier wachsen. Das Moseltal bildet wegen seines trocken-warmen Klimas die nördliche Verbreitungsgrenze vieler submediterraner Arten. Hierzu zählt beispielsweise der Milzfarn (Ceterach officinarum). Dessen Hauptverbreitungsgebiet in Deutschland ist die Mosel. Er wächst gerne an licht- und wärmeexponierten Mauern. Bei Trockenheit rollt er sich zusammen und zeigt seine braune Unterseite. So schützt er sich davor, auszutrocknen – obwohl er auf den ersten Blick wie abgestorben aussieht. Der Tüpfelfarn, der in Europa häufig vorkommt, fühlt sich dagegen im Schatten auf der Nordseite der Mauer besonders wohl.Die Mauerraute findet sich eher in den Ritzen. Sie bildet zusammen mit dem Tüpfelfarn und dem Milzfarn die nach ihr benannte Mauer-Rautengesellschaft (Asplenietum trichomano-rutae-mura-riae), die typisch für Weinanbaugebiete ist. Sie wächst vor allem auf Kalkfelsen oder auf kalkhaltigen Mörtel, der beim Aufbau und zum Reparieren der Mauer stellenweise verwendet wurde.

Fauna

Zahlreiche auf der rheinland-pfälzischen Roten Liste stehende Tiere leben in der Weinlage Jesuitenberg. Es handelt sich überwiegend um Arten, deren europäisches Hauptverbreitungsgebiet im Mittelmeerraum zu finden ist.
Die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) tritt zwar südlich des 46. Breitengrades häufig auf. Weiter nördlich ist sie hingegen nur auf Wärmeinseln anzutreffen. Sie genießt in Rheinland-Pfalz auf der Roten Liste den höchsten Schutzstatus. Obwohl ihre Eier relativ kälteresistent sind, sind die Larven auf warme Gebiete angewiesen, damit sie im Frühjahr ausreichend Nahrung finden. Die Mauereidechse (Podarcis muralis: Rote Liste D: Vorwarnstufe) gilt als bedroht. Sie fühlt sich besonders an klimatisch begünstigten Standorten wohl. Um sich vor extremen Temperaturen zu schützen, nutzt sie Ritzen und Zwischenräume in Felsen sowie Mauern. Die zusammenhängenden Areale reichen entlang von Mosel und Rhein bis ins südliche Nordrhein-Westfalen. Zu finden ist hier auch die deutschlandweit vorkommende Zauneidechse (Lacerta agilis – Rote Liste D: Vorwarnstufe). Die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerule-scens: Rote Liste RLP 3) profitiert von den pflanzenarmen Plätzen in den Weinbergen. Die Larven der Ameisenjungfer (Myrmeleon formicarius – Rote Liste RLP: Vorwarnstufe), die Ameisenlöwen genannt werden, graben sich in den Sand ein. So entstehen Trichter, an dessen Ende sie auf herabfallende Beute lauern.

2017 wurde der „Wawerner Jesuitenberg“ als Leuchtpunkt der Artenvielfalt unter dem Motto „Stein-Reich“ ausgezeichnet. Der Leuchtpunktfilm über den „Wawerner Jesuitenberg“ ist momentan in Bearbeitung und wird im Frühjahr 2019 seine Premiere feiern.

Quelle für die Informationen über den Jesuitenberg
„Lebendige Moselweinberge“
https://www.lebendige-moselweinberge.de/leuchtpunkte.html

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